Klappentext:
Saskia Wagners Leben ist aus den Fugen geraten. Der 27-jährigen Journalistin wurde gekündigt und seitdem führt sich ihr Freund David wie ein Pascha auf. Als es zum Streit kommt, verlässt sie die gemeinsame Wohnung und zieht zu ihrer Freundin Cécile. Diese erzählt ihr von der Weinlese im kleinen provenzalischen Dorf Beaumes-de-Venise, und dass dort eine Aushilfe für die Sommersaison gesucht wird.
Schon immer eine Frau der schnellen Entschlüsse, bewirbt sich Saskia auf die ausgeschriebene Stelle und ein paar
Wochen später steht sie amBahnhof von Beaumes-de-Venise und wartet auf Jean-Luc Rougeon, ihren zukünftigen Arbeitgeber.
Der attraktive Gutsbesitzer schüchtert die sonst so selbstbewusste Saskia auf den ersten Blick ziemlich ein. Auch bei anderen Menschen im Dorf löst ihr Erscheinen merkwürdige Reaktionen aus. Doch sie wäre nicht Saskia, wenn sie dieses Rätsel nicht ergründen könnte.
Saskia Wagner stand auf dem leeren Bahnsteig von Beaumes-de-Venise und blickte sich suchend um. Sie war müde, sehnte sich nach einer heißen Dusche und einer eiskalten Cola. Der Gurt der Reisetasche schnitt schmerzhaft in ihre nackte Schulter ein. Sie hob den Blick zur Bahnhofsuhr. 17 Uhr. Der Zug war pünktlich angekommen - ihr Abholdienst leider nicht.
Über dem verträumten Städtchen in der Provence wölbte sich ein tiefblauer Himmel. In der Ferne sah sie im Dunst des späten Nachmittags die gezackten Ausläufer der Dentelles de Montmirail. Terrassenförmig angebaute Weinreben erstreckten sich bis weit ins Rhônetal hinab. Saskia atmete tief die würzige Luft ein: Rosmarin, Lavendel und Thymian. Unvergleichlich!
„Das wirst du bereuen!“, hatte ihr David hinterhergeschrien, als sie vor zwei Wochen ihre Sachen gepackt und die gemeinsame Wohnung in Biel verlassen hatte. Doch bis jetzt war seine Prophezeiung nicht in Erfüllung gegangen, denn obwohl die Anreise beschwerlich gewesen war, entschädigte sie dieser Ausblick für die vergangenen acht Stunden Fahrt. Doch wo zum Henker steckte ihr Empfangskomitee? Weit und breit war keine Menschenseele auszumachen, lediglich eine getigerte Katze sonnte sich auf einer halb zerfallenen Steinmauer.
„Na, Kätzchen?“
Das Tier hob den Kopf und blinzelte träge. Saskia schmunzelte, stellte die Reisetasche auf den Boden und kramte darin herum. Sie zog ein zusammengefaltetes Blatt hervor und überflog die Zeilen: Ankunft des Zugs aus Avignon um 17.00. Hole Sie ab. Salutations, Jean-Luc Rougeon, Beaumes-de-Venise.
Saskia fiel ein, wann sie den Namen Beaumes-de-Venise zum ersten Mal gehört hatte.
Sie verwandelte die Schlafcouch ihrer Freundin Cécile gerade wieder in ein Sofa, als sie einen bunten Prospekt darunter entdeckte. Saskia griff danach und betrachtete ihn neugierig: Blühende Lavendelfelder inmitten sanfter Hügel, auf der zweiten Seite grüne Reben, die sich in schnurgeraden Reihen bis zu einem dunstigen Horizont zogen.
„Sag mal“, wandte sie sich an ihre Freundin aus Kindertagen, die verschlafen in der Küche stand und an ihrem Kaffee nippte. „Wo ist das denn?“Saskia wedelte mit dem Flyer.
Cécile kniff die Augen zusammen.
„Was hast du denn da?“ Mit schlurfenden Schritten durchquerte sie das Zimmer und griff nach dem Hochglanzprospekt. „Ach, du hast meine Wurzeln entdeckt!“
Saskia blickte sie erstaunt an. „Wurzeln?“, fragte sie und begann die Kissen zu ordnen.
„Oui, mes racines“, erklärte Cécile und fächelte sich mit dem Flyer Luft zu. „Schon wieder so heiß.“
Für Juni herrschten tatsächlich außergewöhnlich hohe Temperaturen und Saskia war nicht unglücklich darüber, dass sie nicht zu arbeiten brauchte. Ihre Freundin warf den Prospekt ohne weitere Erklärungen auf den gläsernen Wohnzimmertisch. Saskia wartete einen Moment, doch Cécile hatte anscheinend das Interesse an der Broschüre verloren.
„Was ist denn jetzt mit deinen Wurzeln?“, fragte Saskia daher ungeduldig.
„Ach das“, Cécile gähnte ausgiebig, „ich dachte, du wüsstest, dass meine Familie ursprünglich aus der Provence stammt.“ Saskia schüttelte den Kopf.
„Also“, fuhr ihre Freundin fort, „als Anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts Rebläuse die Weinstöcke meines Großvaters vernichteten, ist er in die Schweiz ausgewandert. Oma sagte immer, sie sei froh gewesen, der Schufterei endlich zu entkommen. Damals hat mein Großonkel die Reben der Familie übernommen. Aber ich glaube, er hatte nicht mehr Glück als mein Opa.“ Sie zog die Nase kraus. „Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern. Es ist ja auch schon eine Weile her. Wie dem auch sei, ein Teil meiner Verwandtschaft lebt heute noch in Beaumes-de-Venise. Nettes Kaff, im Sommer etwas überlaufen. Du solltest mal hinfahren, ich bin sicher, es würde dir gefallen.“ Sie gähnte wieder und blickte auf ihre Armbanduhr. „Mince! Ich muss mich beeilen. Hast du ein Glück, dass dir gekündigt wurde. Was machst du heute?“
Saskia warf ihr einen skeptischen Blick zu. Als Glück hätte sie ihre Kündigung nicht bezeichnet, aber die freie Zeit war, vor allem bei dieser Hitze, nicht zu verachten.
„Ich weiß noch nicht, vielleicht baden gehen.“
„Du Glückspilz! Wollen wir tauschen? Bei dem Wetter quengelnden Kindern ihre Zahnspangen anzupassen ist nicht gerade meine Vorstellung eines perfekten Tages.“
Saskia lachte. „Nein danke.“
„Übrigens haben die Rougeons eine Website, solltest du dich für das Dorf interessieren. Schau doch mal im Internet nach. Vielleicht würde dir eine kleine Reise ganz gut tun. Jetzt, ich meine …“ Sie brach ab und schürzte die Lippen.
„Ja, mal sehen“, erwiderte Saskia gedehnt.
Cécile nickte und schloss die Tür, gleich darauf rauschte die Dusche.
Saskia wühlte in der Reisetasche nach ihrem Bikini. Mist, der hing noch zu Hause an der Wäscheleine. Zu Hause? War es das denn noch? Ein Zuhause? Nein, das war es im Grunde nie gewesen. Die Wohnung, die sie mit David teilte, war eher sein Zuhause. Seine Möbel, seine Bilder, seine CDs. Das wenige Inventar, das sie in den gemeinsamen Haushalt mitbrachte, hatte er mit der Zeit klammheimlich entsorgt.
David arbeitete als CEO in einer internationalen Sportartikelfirma und verdiente überdurchschnittlich gut. Im Gegensatz dazu war ihr Gehalt, als freie Journalistin beim Seeländer Tagblatt, geradezu lächerlich. Das hätte er locker aus der Portokasse zahlen können. Es gab sogar Momente, in denen er sie diesen Umstand spüren ließ. Aber damit nicht genug, hatte ein überregionaler Zeitschriftenverlag Saskias Lokalblatt vergangenen Monat aufgekauft und der ganzen Belegschaft gekündigt.
Saskia seufzte. Sie hatte zwar ein wenig Geld gespart, und nach dem Tod ihrer Eltern eine Erbschaft gemacht, die ihr einen kleinen finanziellen Spielraum ließ, aber lange würde sie davon nicht leben können. Sie brauchte dringend einen Job!
Das war auch der Grund dafür, weshalb sie sich gestern mit David gestritten hatte.
„Schatz, eine Frage …“ Saskia gab sich Mühe, nicht einfach loszuschreien. In ihr brodelte es, doch sie zählte innerlich langsam von zehn an rückwärts und holte dann tief Luft: „Wie wäre es, wenn du höflicherweise den Müll rausbringst? Oder wäre das eine zu große Mühe?“
„Ja, Süße, ganz wie du meinst.“
David lag ausgestreckt auf der schwarzen Ledercouch und blätterte im Sportteil der Tageszeitung. Er blickte bei seinen Worten nicht einmal auf. Saskia spürte, wie ihr das Blut zu Kopf stieg. Nicht nur, dass er es überaus angenehm empfand, eine Gratishaushälterin in ihr gefunden zu haben, nein, seit sie entlassen worden war, benahm er sich wie ein Pascha. Die Grenze war eindeutig überschritten.
„Das glaube ich einfach nicht!“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und baute sich vor ihrem Freund auf. „Du solltest dich mal sehen! Ein Macho, wie er im Buche steht. Der sich von vorne und hinten bedienen lässt. Ich habe wirklich keine Lust, dir ständig alles hinterher zu räumen und das Dienstmädchen zu spielen!“
David hob endlich den Kopf und blickte Saskia erstaunt an.
„Was ist denn mit dir los? Hast du deine Tage?“, fragte er und grinste spöttisch, dann verschränkte er die Hände hinter dem Kopf und fuhr fort: „Ich hatte heute ein Meeting nach dem anderen und bin todmüde. Also bitte, Schatz, trag den Müll selbst raus. Du hast schließlich den ganzen Tag nichts zu tun, oder? Da wird dir das doch sicher möglich sein.“ Er wandte sich wieder seiner Zeitung zu und grummelte: „Wäre ja noch schöner, wenn ich mir von einer kleinen Provinzschreiberin in meiner eigenen Wohnung Vorschriften machen lassen würde.“
Saskia war zu perplex, um zu antworten und starrte ihn mit offenem Mund an. Wie redete er denn mit ihr? Tränen der Wut und der Demütigung schossen ihr in die Augen. So dachte er also über ihre Beziehung? Gut zu wissen!
Sie drehte sich um, stieg auf Dachboden, holte ihre Reisetasche herunter und fing an zu packen. Nach einer Weile fühlte sie sich beobachtet. Als sie den Kopf drehte, stand David mit verschränkten Armen im Türrahmen und sah ihr mit hochgezogenen Augenbrauen dabei zu, wie sie wütend ihre Kleider in die Tasche warf.
„Schatz, du reagierst mal wieder über. Lass den Mist und komm ins Wohnzimmer. Ich habe eine Flasche Wein aufgemacht.“
Saskia wusste, wenn sie jetzt antworten würde, kämen sehr hässliche Worte aus ihrem Mund, deshalb packte sie einfach stumm weiter. Als die Tasche voll war, quetschte sie sich an David vorbei und holte auch noch ihren alten, zerschabten Koffer vom Dachboden.
„Also echt, Saskia“, nörgelte David. „Du spinnst. Wie immer läufst du davon, wenn es ein Problem gibt. Das ist so typisch! Und wo willst du eigentlich hin? Unter einer Brücke schlafen?“ Er schnalzte überheblich mit der Zunge. „Oder gibt’s da einen Mann, von dem ich nichts weiß?“
Saskia schnaubte verächtlich. Natürlich, jetzt stand sie plötzlich unter Anklage. Sie ging ins Bad und verstaute Zahnbürste, Kamm und Schminksachen in ihrem Kulturbeutel. Langsam löste sich das Adrenalin in ihrem Körper auf, sie fühlte sich ausgelaugt und wollte nur noch weg.
„Dann hau doch ab!“, schrie David unvermittelt und sie zuckte erschrocken zusammen. „Ich kann morgen zehn deiner Sorte haben! Locker! Und die sind garantiert dankbarer für das, was ich ihnen biete.“
Die Provence ist eine Landschaft im Südosten von Frankreich. Sie liegt am Mittelmeer zwischen Rhônetal und Italien. Gesprochen wird Französisch und verschiedene Dialekte der provenzalischen Sprache (Varianten des Okzitanischen).
Bekannt ist die Provence für ihre Weine und die typische provenzialische Küche. Der Weinanbau profitiert vom warmen Mittelmeer-Klima sowie von der trocknenden Wirkung des Mistrals. Typische Gerichte sind die Bouillabaisse, Ratatouille und Salade Niçoise.
Beaumes-de-Venise, das Dorf, in dem die Geschichte von Saskia und Jean-Luc spielt, ist eine Gemeinde mit 2360 Einwohnern und liegt im Département Vaucluse. Das Dorf liegt südlich des kleinen Bergmassivs der Dentelles de Montmirail. Bekannt ist es vor allem durch den Weinanbau. Auf großen Terrassen wird u. a. die Muskatellertraube angebaut. Der Muskatwein “Muscat de Beaumes-de-Venise” ist über die Ländergrenzen hinweg bekannt.
Die Altstadt von Avignon mit ihren prächtigen, mittelalterlichen Häusern ist von einer intakten und imposanten Befestigungsmauer umgeben. Die Altstadt mit dem gotischen Papstpalast aus dem 14. Jahrhundert (von 1309 bis 1423 war die Stadt Sitz der Päpste), der Bischofsanlage, dem Rocher-des-Doms und der berühmten Brücke Pont St. Bénézet zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wer kennt das bekannte Lied " Sur le pont d'Avignon, l'on y danse, l'on y danse ...“ nicht. Was es damit auf sich hat, erklärt Nele, Saskias Freundin, in der Geschichte.
Der Pont du Gard ist ein römischer Aquädukt auf dem Gebiet der Gemeinde Vers-Pont-du-Gard. Die Brücke ist von beeindruckender Höhe und beinhaltet einen der am besten erhaltenen Wasserkanäle aus der Römerzeit in Frankreich. Sie war Teil einer fast 50 km langen Wasserleitung, mit der Wasser von den Quellen nahe Uzès zur römischen Stadt Nîmes transportiert wurde. Die Brücke ist 49 m hoch und umfasst drei Etagen:
Saskia besichtigt dieses aussergewöhnliche Bauwerk mit Philippe, obwohl sie eigentlich lieber mit Jean-Luc dorthin gefahren wäre. Wieso das so ist, erfährt man im Buch.
Das Amphitheater von Nîmes ist die "kleine Schwester" des Kolosseums in Rom. Kleiner, aber besser erhalten, besteht die 21 Meter hohe Fassade aus zwei übereinanderliegenden Reihen aus jeweils 60 Bögen. Auch heute noch wird das Amphitheater für diverse Veranstaltungen genutzt.
Saintes-Maries-de-la-Mer in der Camarque ist ein alter Wallfahrtsort. Der Sage nach wurde in Saintes-Maries die Barke von Marie-Jacobe, der Schwester der Muttergottes, und Marie-Salome, der Mutter von Johannes dem Täufer, nach ihrer Flucht aus dem Heiligen Land angespült. Die beiden Heiligen wurden von Sarah, ihrer Dienerin, begleitet. Dargestellt als Schwarze Madonna wurde sie zur Schutzpatronin der Roma. Seit dem 14. Jahrhundert findet alljährlich in Saintes-Maries-de-la-Mer die Wallfahrt der Sinti und Roma zur Heiligen Sarah statt.
Saskia und Nele besuchen das Dorf am Mittemeer und erleben an diesem Tag allerlei Ungewöhnliches.
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Amélie Monfort findet an einem sonnigen Tag im Mai ein altes Tagebuch in ihrem Briefkasten. Wer legte es dorthin und wozu?
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ist Adoras Neugier geweckt. Sie will unbedingt herausfinden, wer der Liebhaber ihrer Großmutter war.
Ein erster Hinweis in einem alten Gedicht führt sie in eine kleine Buchhandlung im verträumten Madrider Literatenviertel. Zuerst ist der junge Buchhändler Darío Ruiz zwar abweisend, denn er
hat andere Sorgen: Sein Laden droht geschlossen zu werden. Aber dann machen sie sich doch gemeinsam daran, das Geheimnis der Vergangenheit zu lösen.
Dabei kommen die beiden sich so nahe, dass Adora sich fragt: Hat die Vergangenheit sie zusammengeführt, weil Darío und sie vielleicht eine gemeinsame Zukunft erwartet?
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Matt ist Schriftsteller und hilft ihr, mehr über die Vergangenheit des Hauses und dessen Vorbesitzerin herauszufinden, die 1944 plötzlich im Dorf auftauchte. Ihre gemeinsame Suche lässt in Kira unerwartete Gefühle für Matt aufkommen. Während ihr Verlobter in New York auf sie wartet …
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